Naturkosmetik hat viele Namen.
Aktuell schießen Tausende neue Marken auf den Markt, weil das Thema boomt und alle etwas vom Kuchen abhaben wollen. Das belebt den Markt und trägt dazu bei, dass #Naturkosmetik modern und sexy geworden ist. Und das weltweit. Nachhaltigkeit ist in. An sich ist das toll! Allerdings taucht dabei das alte Problem der Abgrenzung zwischen "Naturnaher Kosmetik“ und „Naturkosmetik“ wieder auf. Stichwort #Greenwashing, also Produkte „natürlicher“ verkaufen als sie eigentlich sind. Denn nach jahrzehntelanger Verwendung der Begriffe natürlich/natural, bio/organic, grün/green breiten sich mit rasanter Geschwindigkeit zwei neue aus:
Vegan und clean – die neuen Megatrends in 2020
Auch damit werden Produkte bezeichnet, die vermeintlich ohne harte Chemie auskommen und Gesundheit, Mensch, Tier sowie Umwelt schonen. Dabei haben alle Begriffe eines gemeinsam: Sie sind gesetzlich nicht geschützt. Das bedeutet: Es gibt keine definierte Richtlinie, was natürliche, also hauptsächlich pflanzliche Inhaltsstoffe und Qualität anbelangt. Jeder Hersteller darf die Begriffe beliebig verwenden.
#Vegan ausgelobte Kosmetik trägt zumindest oft das Logo der Vegan Society. Es garantiert, dass ein Kosmetikprodukt keine tierischen Inhaltsstoffe beinhaltet, nicht am Tierversuch getestet und nicht gentechnisch manipuliert wurde. Das ist ja schon mal was. Es sagt jedoch nichts über weitere Inhaltsstoffe aus, d.h. die Creme-Grundlage oder Hilfs-, Duft- und Konservierungsstoffe dürfen durchaus synthetischer, also chemischer Natur sein. Was in echter Naturkosmetik verboten ist.
Noch weniger aussagekräftig ist das Label #clean. Es bezeichnet einen aktuellen #Megatrend in der Kosmetik, bei dem die umstrittensten chemischen Inhaltsstoffe weggelassen werden. Es kann also sein, dass ein so bezeichnetes Produkt ganz ohne Chemie auskommt. Muss aber nicht. Zwar verzichten die meisten dieser Kosmetika auf
problematische Substanzen wie Parabene, Silikone und PEGs. Dennoch sind z.B. eine chemische Creme-Grundlage, synthetische Duft- oder Farbstoffe und vieles andere grundsätzlich erlaubt. „Cleane“ Nagellacke sind ein Beispiel. Weltweit springen "Clean Beauty" Meinungsmacher auf den Trend und promoten Kosmetik mit nicht gerade wenig synthetischen Inhaltsstoffen. Oft, ohne dabei speziell auf diese hinzuweisen. Oder sich derer überhaupt bewusst zu sein. So kann „clean“ manchmal zu noch mehr Verwirrung unter ahnungslosen Verbrauchern führen. Oder als etwas verkauft werden, was es nicht ist. Vielfalt ist natürlich immer willkommen, jede Kosmetik-Philosophie hat ihre Daseinsberechtigung. Wichtig dabei ist nur die absolute #Transparenz in der Kunden-Kommunikation.
Warum Verbraucher noch genauer hinsehen sollten
Bei „vegan“ und „clean“ weiß kein Mensch, der nicht fließend INCI spricht, ob sich nicht doch synthetische Substanzen in der Rezeptur verstecken. Solche, die zwar erlaubt und teilweise als ungefährlich eingestuft sind, aber für Menschen mit empfindlicher Haut, Haut- und anderen Krankheiten oder in Rekonvaleszenz belastend sein können. Oder schlichtweg nicht erwünscht sind.
Wie für den Begriff „Naturkosmetik“ gibt es auch für „clean“ zum aktuellen Zeitpunkt keine gesetzliche Begriffsdefinition. Viele meiner Kundinnen sind z.B. immer noch davon überzeugt, dass Aveda eine „cleane“ Marke ist, die Naturkosmetik gleich kommt. Dabei in Wirklichkeit weit davon entfernt ist. „Cleane“ Produkte sind auch nicht zwangsweise ökologisch hergestellt. Viele Verbraucher wissen das nicht. Für manche ist das auch gar nicht so super-wichtig. Sie sind froh, dass Kosmetik heutzutage schon viel chemie-ärmer geworden ist und auf problematische Inhaltsstoffe verzichtet. Ist ja auch völlig ok. Wem das genügt.
Dennoch gibt es viele verunsicherte Kunden, die mehr über Produktqualität und Inhaltsstoffe erfahren wollen und am liebsten so #natürlich wie möglich kaufen würden. Und echte Naturkosmetik-Fans stellen sowieso die strengsten Anforderungen an natürliche Kosmetik. Sei es aus ethischen, gesundheitlichen oder nachhaltigen Gründen. Sie wollen ein Produkt garantiert mit Inhaltsstoffen von Pflanzen aus ökologischem Anbau und absolut verträglichen Bestandteilen. Ohne versteckte Chemie-Zutaten. Eben #organic (engl., biologisch). Nicht umsonst ist DIY-Kosmetik auch gerade wieder so angesagt!
Meistens die beste Wahl: Kontrollierte Naturkosmetik
Ein sicherer Weg sind Marken und Produkte, die von einem unabhängigen Zertifizierungs-Institut nach strengen Naturkosmetik-Kriterien geprüft wurden.
Wer also „echt Bio“ mit anerkanntem Qualitäts-Check sucht, der braucht eines der #Naturkosmetiksiegel auf den Produkten, das für „zertifizierte Naturkosmetik“ steht. Oft auch „kontrollierte Naturkosmetik“ genannt. Die bekanntesten und in Europa verbreiteten Gütesiegel sind Cosmos, NaTrue, Ecocert, BDIH, Demeter, Icada, Austria Bio, NCS, Soil Association. Die europäischen Siegel sind die strengsten und damit auch die sichersten. Ähnliche Siegel, aber mit weniger rigorosen Richtlinien sind USDA in den USA, ACO und OFC in Australien und JAS in Japan.
Ach, wäre es doch so leicht wie bei Lebensmitteln. Dort gibt es nur ein einziges gültiges Echtheits-Siegel: das grüne EU-Bio-Siegel. Jeder, der seine Lebensmittel „Bio“ nennt, muss nach der sogenannten EG-Öko-Basisverordnung zertifiziert sein. Das bedeutet, er muss strengste Auflagen für den ökologischen Landbau einhalten. Seit Jahrzehnten wünscht man sich ein ebenso einheitliches, einziges Bio-Siegel für Naturkosmetik. Aber wir sind immer noch Lichtjahre davon entfernt. Auch deshalb brauchen wir zuverlässige Quellen der Aufklärung.
Übrigens: In manchen Fällen entscheiden sich Naturkosmetik-Hersteller, die 100% pflanzlich produzieren, auch bewusst gegen eine #Zertifizierung. Denn sie ist kosten- und zeitaufwendig und nicht jedes Start-Up kann sofort darin investieren. Zudem gibt es oft längere Wartezeiten bei den Zertifizierern.
Kunden haben es in der Hand
Angesichts dieser komplexen Marktsituation kann ich deshalb nur empfehlen: Informiere dich gut und schau genauer hin. Hält eine Marke, was sie verspricht? Ist sie auf einem guten Weg zur ganzheitlichen Nachhaltigkeit auf allen Ebenen? (Rohstoffe, Produktion, nachhaltige Verpackungen, Transportwege, Qualitätssicherung, Soziales Engagement, Fair Trade, etc. ). Wie transparent ist sie in ihrer Kommunikation? Was sagen Naturkosmetik-Experten, anerkannte, erfahrene Blogger und Infoportale zu den Produkten, die du im Auge hast? Nutze Apps wie Codecheck und Think Dirty, um Gewissheit über die Echtheit zu bekommen.
Und wem das alles zuviel wird oder wer wenig Zeit und Lust dazu hat, für den ist eine individuelle 1:1 Pflege- , Produkt- und Kaufberatung durch unabhängige Fachberater das Richtige. Denn wer einmal durchblickt, hat für immer gewonnen.
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